KuLaDig-RLP

Projekt der Koblenzer Kulturwissenschaft und des Innenministeriums Rheinland-Pfalz

Station 4: Schiffermast

Mit den Flaggen am Schiffermast grüßen die Gemeinde Kamp-Bornhofen und der Flößer- und Schifferverein traditionsgemäß die Besatzungen und die Passagiere der vorbeifahrenden Schiffe, die Gäste in unserer Flößer- und Schiffergemeinde und natürlich auch die Mitbürger. Zudem erinnert er an die Menschen, die in Kamp-Bornhofen als Schiffer und Flößer tätig waren.

Erinnerungen eines Floßmeisters

Teil des immateriellen Kulturerbes von Kamp-Bornhofen ist das Wissen der Menschen, die einst in der Flößerei tätig waren. Im Jahre 1950 wusste beispielsweise der ehemalige Floßmeister Anton Jakob Frank (geb. 1871) ein paar Einblicke in sein Handwerk zu geben:

20 bis 30 Reisen im Jahr waren normal

Im Jahre 1886, so berichtete Frank, war er mit 15 Jahren zur Flößerei gekommen. Er arbeitete zu jener Zeit für die bekannte Floßfirma Johann Gossen in Mainz-Castell. Bereits 1896 wurde er dort fest angestellt und im Jahre 1902 Floßmeister. Nach dem Konkurs von Gossen wechselte er zur Firma Matthias Wagner und arbeitet wieder als Flößer. Damals war die Flößerei noch in vollem Gang und es gab für Floß-meister und Mannschaft manch harte Nuss zu knacken. Es war nicht einfach, ohne Zwischenfälle den Zielort, meist das holzarme Holland (Arnheim, Zwollen, Dordrecht, Rotterdam, Gouda, Leyden, den Haag), zu erreichen. 20 bis 30 Reisen im Jahr waren ganz normal.

Im Jahre 1950 saßen die ehemaligen Floßmeister Anton Frank und Johann Schladt anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Ortsgemeinde Kamp-Bornhofen auf einem Festwagen in Form eines Floßes.
Politische Übersichtskarte der Rheingebiete (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)

Wie lange dauerte die Fahrt und was kostete so ein Floß?

Durchschnittlich dauerte eine Floßfahrt von Mainz nach Holland während des Sommers 6 bis 7 Tage, im Winter während der längeren Nächte oft bis zu 14 Tage. In Schierstein befand sich das Depot der Firma Gossen. Hier wurde das vom Main kommende Holz verarbeitet und zu Flößen zusammengestellt. Die Aufsicht bei diesen Arbeiten lag in den Händen des Floßmeisters. Er hatte eine enorme Verantwortung: Ein einziges Floß hatte oft einen Holzwert von bis zu ¼ Million Goldmark. Es bestand durchschnittlich aus 800 bis 1000 Festmetern Eichen-, Buchen- und darüber hinaus noch Tannenholz sowie den Rammpfählen, die in Holland zum Unterbau der Häuser und für Kaianlagen verwendet werde.

Das Feiern auf den Festflößen

Am lebhaftesten ging es auf den „Festflößen“ zu. Dann waren die Inhaber der Floßfirma und Kunden mit ihren Frauen auf dem Floß. Bei Musik und Tanz ging es stets recht gemütlich rheinabwärts. Seit etwa 1880 werden die meisten Flöße von Dampfbooten ins Schlepp genommen, wodurch die Fahrt zwar beschleunigt, doch das Manövrieren nicht leichter geworden ist.

Fest auf einem Rheinfloß bei Kamp-Bornhofen, um 1900 (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)
Flößer an den Lappen (seitlichen Ruderstangen) (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)

Wie ließen sich Flöße ohne Schlepperhilfe manövrieren?

Interessant sind die Aufzeichnungen seines Vaters, der das Floßhandwerk zu einer Zeit ausübte, als das Manövrieren durch die Muskelkraft der Floßmannschaft erfolgte:

“Die Geheimnisse der Flößerei waren damals nur wenigen vertraut. Es gehörte mache Erfahrung dazu, diese Holz-Ungetüme durch das enge Flusstal zwischen Bingen und Bad Salzig zu steuern. Zu dieser Zeit wimmelte der Rheinstrom noch von jähren Felsblöcken, hochgeschichteten
Kiesbänken, Hungersteinen und wilden Wasserstrudeln. Trotzdem hat man damals riesige Flöße auf die Reise geschickt, die oft eine Länge bis zu 300 m erreichten.”

Wer gehörte zur Mannschaft?

Der Steuermann, der auf einem hohen Steuerstuhl thronte, hatte einen guten Ausblick auf den Strom und die ihn vertrauten Männer. Vorne waren die Vorderleute, die sogenannten „Kosaken“, von denen sich die Hinterleute, die sich aus zünftigen Flößern (Ankerknechten, Meisterknechten, Floßknechten) zusammensetzten, streng schieden. Es waren erfahrene Männer, während die „Kosaken“ einen zweifelhaften Ruf besaßen und teilweise auch anderen Beschäftigungen nachgingen.

Mannschaft eines Rheinfloßes um 1910 (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)
Flößer beim Zusammenstellen eines Floßes (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)

Flößerkommandos und schwierige Stellen

Anstelle von „Steuer-“ oder „Backbord“ nutzten die Flößer „Hessenland“ oder „Frankreich“. Bei Bacharach, nahe des sogenannten „Wirbelley“, wie auch bei St. Goarshausen an der „Bank“ ertönte das Kommando: „Hund los!“. An diesen Stellen war ein Durchmanövrieren nur schwer mit den „Lappen“ allein möglich. Dann griff man zu einer mächtigen Fichte, die achtern mit Ketten fest vertäut war. Sie wurde am vorderen Ende des Floßes mit ihrer Spitze seitlich abgestoßen und ermöglichte so durch die auf sie wirkende Gegenströmung die sichere Lenkung an der gefährlichen Stelle.

“Die Geheimnisse der Flößerei waren damals nur wenigen vertraut. Es gehörte mache Erfahrung dazu, diese Holz-Ungetüme durch das enge Flusstal zwischen Bingen und Bad Salzig zu steuern.

Flößer Frank aus Kamp-Bornhofen

Alle Stationen auf einen Blick:

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Kamp-Bornhofen Stationenweg

Station 1: Bahnhof Kamp-Bornhofen
Station 2: Sankt-Nikolaus-Platz
Station 3: Rathaus und Museum
Station 4: Schiffermast
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