KuLaDig-RLP

Projekt der Koblenzer Kulturwissenschaft und des Innenministeriums Rheinland-Pfalz

Station 5: Floßliegeplatz Kamp-Bornhofen

In Kamp-Bornhofen lassen sich noch heute einige Spuren aus der Zeit der großen Flöße entdecken. Einer der wichtigsten Orte war ohne Zweifel der alte Floßliegeplatz. Dort machten die Flöße über Nacht fest, nahmen Nahrung und teilweise neues Personal an Bord. Da die Floßfahrt nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang erlaubt war, musste rechtzeitig ein geeigneter Liegeplatz aufgesucht werden.

Bis in die 1970er Jahre verwies ein Schild auf den Floßliegeplatz in Kamp-Bornhofen (Bild: Flößer-und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)

Wo liegt der alte Floßliegeplatz?

Unterhalb des Schiffermastes von Kamp-Bornhofen befindet sich der ehemalige Floßliegeplatz, an dem jahrhundertelang die teilweise riesige Ausmaße einnehmenden Rheinflöße festgemacht wurden

Bemannung eines Rheinfloßes (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)

Wer gehörte zur Floß-Bemannung?

Die Mannschaft des Floßes, auch Bemannung genannt, bestand aus mehreren Personen und Gruppen. Es herrschte eine klare Hierarchie und eiserne Disziplin. Es gab Meisterknechte, Anker-knechte, Floßknechte und natürlich den Lehrbub, als Floßjungen.

Floßmeister und Steuermann

Das Kommando über Floß und Mannschaft hatte der Floßmeister. Er war vom Eigentümer, dem Floßherrn, angestellt und galt als dessen Vertreter. Mit seiner Autorität sorgte er für Zucht und Ordnung und wer nicht parierte, wurde kurzerhand an Land oder auf einer einsamen Rheininsel ausgesetzt. Nach ihm kam der Steuermann und dann folgten die Flößer.

Flößer eines Rheinfloßes (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)

Koch auf einem Floß (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)

Der Koch sorgte für das leibliche Wohl

Wichtig waren die Köche. Sie mussten die gesamte Mannschaft (bis zu 300 Mann) mit kräftigen Speisen bei guter Laune halten. Wenn an der Küchenhütte ein Korb auf einer Stange gezeigt wurde, war das Essen zur Abholung fertig.

Die Hilfskräfte: “Tiroler” und “Kosaken”

Um alle anfallenden Arbeiten bewältigen zu können, wurden zusätzlich Hilfskräfte benötigt. Daher wurden vor der Abfahrt noch kräftige, brauchbare Kerle angeheuert. Da es sich häufig um Ausländer handelte, wurden diese von den Flößern verallgemeinernd als „Tiroler“ (nach den Befreiungskriegen 1813-1815 auch „Kosaken“) bezeichnet. Sie wurden in Hütten, die auf dem vorderen Teil des Floßes aufgestellt waren, getrennt von den Flößern untergebracht. In jeder Hütte fanden ca. 50 Personen Platz.

Schlafplatz auf einem Floß (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)
Flößer bei der Essensaufnahme (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)

Die wichtigsten Kommandos

Damit diese meist floßunkundigen Personen, also die Tiroler, den Anweisungen des Steuermanns folgen konnten, wurde eine einfache Sprache sowie Zeichen benutzt. Ein Floß besitzt, gegen-über einem Schiff, keine Backbord- oder
Steuerbordseite. Für Manöver zum rechts-rheinischen Ufer hin wurde das Kommando
„Hessenland“ und zum gegenüberliegenden Ufer „Frankreich“ gegeben. Diese Kommandos wurden auch im Niederrheingebiet und Holland benutzt.


„Frankreich“ bedeutete in Fahrtrichtung links, „Hessenland” in Fahrtrichtung rechts. Da es nur die Fahrtrichtung mit der Strömung gab, konnte es nicht zu Verwechslungen kommen. Auch Konflikte zwischen den Ruderern am vorderen und hinteren Ende, die wegen ihrer unterschiedlichen Blickrichtung andere Kommandos falsch hätten verstehen können, wurden vermieden.
Das Kommando „Auf überall“ bedeutet Aufbruch und Anker lichten. Bei „Hinten muss sein“ wurden nur die an der hinteren Lappenbrücke befindliche Ruderknechte aufgefordert tätig zu werden. Mit dem Kommando „Hoer Holz“ musste das Rudern eingestellt werden

Rheinfloß Anfang des 20. Jahrhunderts (Bild: Flößer- und Schiffermuseum Kamp-Bornhofen)

Das rechtsrheinische Ufer wurde
„Hessenland“ und das gegenüberliegenden Ufer „Frankreich“ genannt.
Diese Bezeichnungen wurden auch im Niederrheingebiet und Holland benutzt.

Flößervokabular

Alle Stationen auf einen Blick:

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Kamp-Bornhofen Stationenweg

Station 1: Bahnhof Kamp-Bornhofen
Station 2: Sankt-Nikolaus-Platz
Station 3: Rathaus und Museum
Station 4: Schiffermast
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